Eine Reise mit Alice ins Wunderland der malerischen Surselva (GR)
Allgemein zu unserem Sommerlager
Unser Sommerlager 2018 findet im malerischen oberen Surselva statt, am Fusse des Oberalppasses, nahe der Vorderrhein-Quelle. In der Gruppenunterkunft Vacanza erleben während einer Woche rund zwanzig Cevianer/innen und fast ebenso viele Leiter/innen eine abenteuerliche Woche zusammen mit Alice (aus Alice im Wunderland). Gemeinsam entdecken sie das Königreich der bösen Roten Königin, der Herzdame, und wer weiss, vielleicht schaffen sie es am Ende sogar, das Volk des Wunderlandes aus ihrer Tyrannei zu befreien. Doch lies es selbst!
Lagerbericht vom Sommerlager 2018
Unsere Reise ins Wunderland begann in Oerlikon am Bahnhof. Voller Freude verabschiedeten wir dort unsere Eltern, Verwandten und Geschwister, die leider zuhause bleiben mussten, und fuhren mit dem Zug los bis nach Göschenen. Doch kurz vor dem Umsteigen begegnete uns der Märzhase.
Der Hase schien sehr nervös zu sein und forderte uns auf, ihm zu folgen. Daher verzichteten wir auf unseren direkten Anschlusszug und liefen ihm nach. Er führte uns aus dem kleinen Dörfchen Göschenen hinaus in ein kleines Seitental. Nach kurzem Marsch, unser grosses Gepäck haben wir zum Glück am Bahnhof deponieren können, assen wir zwischen moosbewachsenen Felsen unseren Lunch.
Unmittelbar nach dem Zmittag mussten wir aber weiter, so verlangte es der Hase und bereits nach einigen Schritten, kam die böse Überraschung… Nun sollte es die Böschung hinauf; der Weg schien unmöglich! Doch der Hase hatte einen Ausweg und forderte uns auf, von seinem Stärkungstrank zu trinken. Doch dieser löst bei uns Menschen, wohl im Gegensatz zu den Hasen, Bauchkrämpfe aus. Zum Glück hatte ihn bis jetzt nur ein Leiter probiert.
Wir trauten dem Hasen nicht mehr ganz und beschlossen, ohne ihn zurück zum Bahnhof zu gehen, dabei bemerkten wir nicht, dass er uns die ganze Zeit heimlich nachschlich… Mit der Matterhorn-Gotthard-Bahn ging es weiter nach Andermatt und von dort über den Oberalppass nach Selva-Tschamut. Doch dort passierte es wieder: Wie aus dem Nichts forderte uns der Hase auf, den Zug zu verlassen. Erschrocken folgten wir seiner Aufforderung ein weiteres Mal und stiegen aus.
Draussen auf dem Bahnstieg stand dann auch schon Alice. Sie war ebenfalls durch den Hasen hierhergeführt worden und war schon ganz verzweifelt, denn sie wusste weder wie sie hierhergekommen war noch wo sie sich überhaupt befand. Geschweige denn wusste sie, was sie nun machen soll. Obwohl sich der Hase natürlich mal wieder im ungeeigneten Moment aus dem Staub gemacht hatte, fanden wir schliesslich unser wunderschönes Lagerhaus.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück tauchte der Hase (wie immer) aus dem Nichts und völlig gestresst auf. Wir hatten die gute Idee, ihn mit ein bisschen Sport zu entspannen. Wir haben mit ihm draussen mehrere Spiele gespielt, begleitet von sonnigen Wetter. Nach dem Zmittag kam plötzlich die vom Hasen hochgefürchtete Herzdame und gab uns den Auftrag, vier Wichtelhäuschen zu bauen, da sie den Hasen entführen sonst entführen würde. Sie drohte gar mit ihrem beliebten Spruch: «Ab mit seinem Kopf!».
In Zusammenarbeit mit dem Hasen haben wir ihren Auftrag erfüllt. Um die Materialien zu erwerben, absolvierten wir einen Postenlauf, bei dem wir Sachen über die Natur gelernt haben. Je nachdem wie viele Punkte wir erhielten, bekamen wir mehr oder weniger gute Materialien für das Wichtelhäuschen. Da die Königin die Wichtelhäuschen nicht gut genug fand, hat sie den Hasen kurzerhand mitgenommen. Alice war verzweifelt!
Am Nachmittag, haben wir unsere am Vortag gebastelten Böötli geholt und am nahe entspringenden Rhein getestet. Das beste Boot wollten wir zusammen mit einem Brief zu Alice’ Eltern am Ende des Rheins schwimmen lassen. Da der Rhein an dieser Stelle ziemlich steinig ist, war dies gar nicht so eine leichte Aufgabe. Nach dem Znacht unter den scharfen Augen der Wächter, haben wir es geschafft, den Hasen zurückholen. Mit einer gemütlicher Runde und ein paar Lieder liessen wir den Abend ausklingen.
Die Raupe Absolem prophezeit
Am Morgen nach dem Zmorge und den Ämtlis kam eine komische Gestalt mit vielen Füssen und einem blauen Gesicht aus dem Gebüsch. Sie stellte sich als die Raupe Absolem vor, im Wunderland angeblich bei allen für ihre Prophezeiungen bekannt. Gemeinsam mit ihr lernten wir die Kunst des Wahrsagens und des Prophezeiens kennen. Nachdem die Raupe gegangen war, assen wir Zmittag.
Bei leider etwas durchzogenem Wetter spielten wir am Nachmittag verschiedenen Spiele. Abends, um unsere Sportlichkeit zu feiern, hatte der Hase die geniale Idee, an verschiedenen Workshops, z.B. an einem Schminkkurs, einer Disco und anderen Vergnügungen teilzunehmen. Wir hatten sehr viel Spass, vor allem in der Disco.
Der Tag endete mit einer spannenden und auch etwas grusligen Gutenachtgeschichte.
Die Tee-Party steigt
Am Morgen nach dem Zmorge wollten wir gerade ein paar Spiele spielen, doch da wurden wir gestört von Alice, die rief: »Kommt schnell! Unten findet eine Teeparty statt!» Natürlich rannten wir alle nach unten. Dort sassen die Raupe, der Hase und ein komischer Mann mit einem Hut und blutunterlaufenen Augen um den Tisch. Wer war dieser Mann?! Er sagte uns, er sei der Hutmacher. Vom starken Geruch des Tees wurde uns schon ganz Sturm und so beschlossen wir einen Postenlauf zum Thema Orientierung zu machen. Nach dem Zmittag brachen die älteren Cevianer/innen zu einer Zweitageswanderung auf. Die Anderen haben in der Zwischenzeit einen Orientierungslauf gemacht, und dabei die Zwillinge Joggel und Toggel kennen gelernt. Am Abend haben wir für sie einen Zirkus aufgeführt. Und den Abend mit einem feinen armenischen Dessert abgeschlossen. Und schon wieder war ein Tag vorbei!
Auf der Tageswanderung haben wir herausgefunden, weshalb die Rote Königin so böse wurde; doch lies selbst:
Die Tyrannei der Roten Königin begann schon vor vielen, vielen Jahren. Bereits als Kind war Catherine, wie die Rote Königin ursprünglich mal hiess, anders als die andern aus dem Wunderland. Im Gegensatz zur Raupe Absolem oder dem Märzhasen war sie weder ein Tier noch verfügte sie über magische Fähigkeiten. Sie konnte weder die Zukunft lesen, noch die Zeit manipulieren, geschweige denn, sich unsichtbar machen… Sie hasste ihr Leben, obwohl es ihr eigentlich prächtig erging. Denn als Tochter der Königsfamilie verfügte sie über fast alles im Leben, was sie besitzen wollte, nur eben keine Zauberkräfte. Dies kränkte die junge Catherine so sehr, dass sie bereits mit 14 beschloss vom Schlosshof wegzugehen.
So ging sie hinaus in die weite Welt des Wunderlandes und kam nach einiger Zeit zu den Steinbauern, einem uralten Handwerk der Wunderländer. Die Steinbauern formten aus Steinen kleine, menschenähnliche Türme, die sie anschliessend mittels ihrer magischen Fähigkeiten zum Leben erweckten, grosszogen und beherbergen. Catherine war sofort begeistert und versuchte sich selber. Haufenweise Steine brachte sie herbei und türmte sie auf. Mithilfe der Steinbauer erweckte sie ihr Figuren zum Leben. Von anfänglich handgrossen Zwergen wurden ihre Kreationen immer grösser, bald schon waren sie so gross wie ein Kind, nein wie ein Mensch, ein Nashorn, ein Elefant. Doch eines Tages, die Grösse des Elefanten längst hinter sich gelassen kreierte Catherine ein Monster, das kaum lebendig alle Steinbauern unter seinen Pranken begrub. Nur Catherine überlebte, doch im selben Augenblick, wo die Steinbauern qualvoll zerquetscht wurden, versiegte auch das Lebensblut des Steinriesen. Er sank nieder und man sagt, er liegt noch heute als Bergkette im Wunderland. Unmittelbar neben Catherine viel die Spitze des kleinen Fingers nieder.
Wütend, die toten Steinbauern keines Blickes würdigend, setzte Catherine ihren Weg fort. Musste sie sich nun, da sich die dummen Steinbauern selbst ausgelöscht haben, eine neue Beschäftigung suchen. Sie kam zu einem kleinen reissenden Bach, ganz am Rand des Wunderlandes. Der einzige Weg, den Bach zu überqueren, führte über eine kleine hölzerne Brücke. Doch wie alles im Wunderland, war es keine normale Brücke, sondern eine äusserst merkwürdige. Ein uralter Gnom stand vor der Brücke zur Wache und warnte die Königstochter vor der Überquerung. Er kannte Catherine schon seit sie klein war und wusste, dass ihr Herz anderen gegenüber nicht sehr gross war. Je mehr gute und uneigennützige Taten eine Kreatur des Wunderlandes gemacht hat, desto kürzer ist der Weg über die Brücke. Hat man jedoch noch nie mit einem anderen Wunderländler oder geholfen, dann streckt sich der Weg der Brücke ins Unendliche. Es könnte also sein, dass Catherine nie auf der anderen Seite ankommt und bis ans Ende ihres Lebens mit Laufen beschäftigt sein wird. Für die Warnungen des alten Gnoms hatte sie jedoch nur ein überhebliches Lachen übrig. Schliesslich regierte ihre Familie über das Land, da wird sie wohl das mickrige Brückchen überqueren können. Nun, der Gnom hatte Recht, sobald sie die Brücke betreten hatte, streckte sich diese vor und hinter ihr ins Unendliche. Sie lief und lief und lief. Und sie wurde immer wütender. Nach ein paar Tagen war sie von Kopf bis Fuss rot, weil sie so wütend war. Als sie schliesslich vor eigener Wut zu explodieren drohte, schrie sie «Das ist mein Königreich und ich bestimme die Regeln!». Sie stellte sich auf das Brückengeländer und stürzte sich in die Fluten des Baches. Als sie auf dem Bachbett aufschlug, zersprang ihr sowieso schon kleines Herz in tausende Stücke und blieb als Kiesel im Bach liegen. Da Catherine jetzt leicht und im inneren leer wie ein morsches Holzstück war, wurde sie nach einer Weile von der Strömung an das Bachufer gespült. Als sie wieder zu sich kam, war Catherine immer noch unglaublich wütend auf das Wunderland und seine eigenartigen Regeln, denen selbst eine Königstochter ausgeliefert ist. Sie beschloss, die Macht über das Wunderland an sich zu reissen und all diese blöden Zauberregeln zu ihren Gunsten zu ändern. Sie wusste, dass laut Wunderland-Prophezeiung ihre Schwester als weisse Königin bald fair und liebend über das Land regieren sollte. Darüber konnte sie nur noch wütend kichern und ihre Kleider färbten sich noch ein bisschen roter. Sie erhob sich und rannte in Richtung des Schlosses. Doch so ohne Herz fiel ihr das Rennen schwer und schon bald musste sie sich auf einer goldenen Bank ausruhen und sich einen besseren Plan für die Eroberung des Wunderlandes ausdenken. Dort auf der Bank sitzend schmiedete sie ihre immer böser werdenden Plänen. Vielleicht ist ja das Bösesein meine besondere Fähigkeit, dachte sie zufrieden. Sie beschloss alle Kreaturen, die im Wunderland unzufrieden mit sich selbst waren, um sich zu scharen und so zu manipulieren, dass sie ihr helfen würden, die weisse Königin, ihr ach-so-von-allen-geliebten-Schwesternherz, vom Thron zu stossen. Immerhin kannte sie ja die kleinen Schwächen ihrer Schwester, weshalb mit der richtigen Hilfe die Umsetzung des Plans ein Leichtes sein würde. Als sie sich wieder erhob, färbte sich die goldene Bank in ein knalliges Rot. Die Bank wurde von da an von den Zauberwaldbewohnern gemieden. Alle Kreaturen, die sich ihr nur näherten, wurden auf der Stelle ohne Grund ganz furchtbar wütend auf alles und nichts. Dies war auch der Tag, an dem Catherine beschloss, sich von nun an «Herzkönigin» zu nennen. So wollte sie über das Fehlen ihres eigenen Herzens hinwegtäuschen und mehr Zauberlandkreaturen für sich gewinnen. Ausserdem war blutrot ihre Lieblingsfarbe. So hatte sie einen guten Grund, sich jeden Tag mit vielen Roten Herzen zu schmücken.
Auf der Suche nach unzufriedenen Zauberlandbewohnern, war ihr erster Stopp der mächtig in die Höhe ragende Glücksberg. Seit Jahrtausenden müssen dort Zauberlandbewohner, die gegen die Regeln verstossen haben, in den tief liegenden Minen des Berges Glückstein abbauen. Dank diesem magischen Gestein, mit dem sich die Wunderlandbewohner schmücken, geht es allen hier im Wunderland so gut. Das einzige Problem der Herzkönigin war, dass sie ohne die Pumpleistung ihres Herzens unmöglich den Berg besteigen konnte. Deshalb ordnete sie kurzerhand den Bau einer roten Luxus-Seilbahn an, die bis vor die Öffnung der Glücksminen reichen soll. Oben angekommen traf sie auf zwei Sträflinge, die wegen ihrem ausgeprägten Machthungers vor Jahren auf den Berg verbannt worden waren. Wenn sie denn noch eines hätte, könnte man sagen, dass die Herzkönigin die zwei schlecht gelaunten Aggressivlinge sofort in ihr Herz geschlossen hatte. Es war ein Einfaches, die beiden um den Finger zu wickeln. Dank den Versprechungen der Herzkönigin nach Reichtum und einem mächtigen Posten im neuen Königinnenreich waren sie zu Allem bereit. Bevor das bösartige Trio loszog, deckten sie sich noch mit ausreichend Glückstein ein, damit sie bei ihrem Vorhaben auch ja das Glück auf ihrer Seite hatten.
Mit dieser Geschichte im Kopf kehrten wir zurück zum Lagerhaus, wo die älteren Cevianerinnen und Cevianer bereits eingetroffen waren. Auf ihrem Hike waren sie am Dienstag bis zu einem kleinen See gewandert, um in einem Waldstück nahe dem See zu übernachten. Während sie unterwegs waren und auch am Abend ergaben sich viele interessante und lustige Gespräche, es war ein tolles Erlebnis! Die Nacht verbrachten sie in drei verschiedenen Zelten, gebaut mit den Blachen, die jeder mitgetragen hatte. Am darauffolgenden Tag lief die Hike-Gruppe auf einem anderen Weg Richtung Lagerhaus, das Wetter war auch in der Höhe warm und bis am Mittag legten die Wanderer einige Höhenmeter zurück. Beim Mittagessen konnten sich alle entspannen und sich für den letzten Abstieg erholen. So gelangten die älteren Teilnehmer zurück zum Lagerhaus.